Baumwunden behandeln: Das ist bei Obstbäumen wichtig
Eine häufige Frage, die unserer Erfahrung nach immer wieder gestellt wird, ist die, ob und wie Baumwunden von Obstbäumen behandelt und versorgt werden sollten. Ob so eine Wundbehandlung durchgeführt werden soll, ist in erster Linie von der Größe der jeweiligen Wunde, aber auch von der Obstsorte, bei der sie entstanden ist, abhängig. Zudem spielt die Wuchskraft der Obstbäume eine wichtige Rolle: Bäume mit schwacher Wuchtkraft benötigen erfahrungsgemäß längere Zeit ihre Wunden zu überwallen als triebkräftigere Bäume.
Vor allem die Marillen-, Nektarinen- und Pfirsichbäume sind unter den hierzulande herrschenden klimatischen Bedingungen stärker gefährdet. Bei diesen Obstsorten sollten alle Wunden versorgt werden. Beim Kernobst hingegen können kleinere Schnittwunden bei der Wundbehandlung großteils vernachlässigt werden.
Warum entstehen Baumwunden?
- Frostrisse sind eine erste große Ursache für Wunden an Bäumen. Sie können schon Ende Jänner durch starke Sonneneinstrahlung an den Stämmen auftreten, sollten bei sorgfältiger Kontrolle aber rechtzeitig bemerkt werden. Die Ursache für solche Risse sind neben einer intensiven Strahlung die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Es kommt zu starken Spannungen im Holz, wodurch sich die Rinde vom Holzkörper lösen kann.
- Die Mehrzahl der Wunden entsteht aber hauptsächlich durch Schnitt- und Sägearbeiten. Während beim Schnitt mit der Schere relativ kleine Wunden entstehen, die auch verhältnismäßig rasch verheilen, ist bei Sägearbeiten mit Wunden zu rechnen, die einige Zentimeter im Durchmesser aufweisen. Derartige Wunden benötigen aber einige Jahre bis der Baum sie geschlossen hat. In der Zeit, in der die Wunden noch offen sind, besteht die Gefahr, dass Pilze und andere Schädlinge den Holzkörper schädigen.
- Neben Schnitt- und Sägewunden können mechanische Verletzungen an den Stämmen (durch Rasenmäher oder Rasentrimmer), Schäden durch Mäuse (bei Abdeckung der Baumscheiben mit Stroh, gemähten Gras oder Reisig im Winter) sowie durch Hasen (nur am Standrand) entstehen. Derartige Schäden sind aber wesentlich leichter zu vermeiden als Frostrisse und Frostplatten.
Wie kann man Baumwunden behandeln?
Nun ein Überblick und Tipps dazu, wie Sie Baumwunden richtig verschließen und behandeln können:
Wunden durch Schnitt- und Sägearbeiten sowie mechanische Verletzungen
Schnitt- und Sägearbeiten, die vor Beginn des Winters und im Winter durchgeführt werden, sind unbedingt mit einem Wundverstrichmittel* zu behandeln, da diese Wunden Regen, Schnee und Eis ausgesetzt sind. Holzzerstörende Pilze und tierische Schädlinge können so ungehindert ihr Werk beginnen und vollenden.
Eine vollständige Wundbehandlung umfasst das
- Glattschneiden der Wundränder (speziell bei Sägearbeiten) und das
- Verstreichen der Wunden
Das Glattschneiden der Rinde erfolgt in der Regel mit einem scharfen Messer. Ein dafür geeignetes Messer ist zum Beispiel die sogenannte Hippe. Sie hat eine kräftige, kurze und gebogene Klinge. Es muss dabei aber nur die Rinde glatt geschnitten werden, nicht der gesamte Holzkörper.
Die Überwallung der Wunde erfolgt vom Wundrand aus. Das Verstreichen der Wunden kann mit Baumwachsen und künstlichen Rinden erfolgen.
Mit Baumteeren, die nicht säurefrei sind, sollten nur die Holzkörper der Wunden verstrichen werden. Diese sollten auch gleich nach Beendigung der Schnittarbeiten versorgt werden.
Eine Ausnahme dazu stellt der Walnussbaum dar. Wird dieser im ausgehenden Winter geschnitten, „bluten“ die Wunden. Hier wird dann erst nach Abtrocknen der Wunden das Wundverstrichmittel* aufgebracht.
Wichtig ist, dass das verwendete Wundverstrichmittel säurefrei ist, damit es nicht zu Verätzungen des Kambiums (Wachstumsgewebe) kommt. Um die Baumwunden optimal zu behandeln zu gewährleisten, sollte die Wirksamkeit des Wundverschlussmittels nach einigen Monaten kontrolliert und falls erforderlich, erneuert werden.
Künstliche Rindenverschlussmittel, die wie eine Haut die Wunden verschließen, können angehoben werden, wenn die Überwallung vom Wundrand aus einsetzt. Sie liegen dann nicht mehr plan am Holzkörper auf. In diesem Fall müssen die nicht mehr genügend Schutz bietenden Verstrichmittel entfernt und neu aufgebracht werden. Wird dies nicht gemacht, besteht auch hier die Gefahr, dass Schädlinge Unterschlupf zwischen dem Holzkörper und dem angehobenen Verschlussmittel finden.
Wunden durch Frostrisse & Frostschäden
Um das Ablösen der Rinde zu verhindern, muss ein fester Verband um den Stamm gelegt werden, um so wieder eine Verbindung herzustellen. Der Verband darf erst dann entfernt werden, wenn sich der Wundkallus in den mit Wundverstrichmittel* versorgten Rissen bildet.
Frostplatten an Stämmen und stärkeren Ästen entstehen, wenn die Temperaturen zu rasch und zu tief sinken. Es kommt durch den raschen Temperaturabfall zu Schädigungen im Kambium. Wird die Rinde angeschnitten, können derartige Schäden relativ rasch erkannt und durch sorgfältiges Ausschneiden der abgestorbenen Teile bis in das gesunde Gewebe behandelt werden.
Meistens werden aber solche Frostplatten nicht gleich entdeckt. Bei den alten Bäumen mit stark borkiger Rinde dauert es rund 2 bis 3 Jahre bis das ganze Ausmaß des Schadens sichtbar wird. Pilzliche und tierische Schaderreger haben sich meistens schon unter der abgestorbenen Rinde angesiedelt. Sind sie einmal tief in den Holzkörper eingedrungen, droht derart geschädigten Bäumen die Rodung.
Ein unmittelbar vor einem stärkeren Frost durchgeführter Baumschnitt fördert derartige Schäden an Obstbäumen. Einen gewissen Schutz bietet das Kalken der Stämme. Durch den weißen Anstrich wird die Rinde weniger stark erwärmt. Der Anstrich sollte bereits im Dezember erfolgen, da Schäden an Stämmen durch starke Erwärmung schon im Jänner entstehen können.
Baumwunden behandeln: Fazit
Wie der Baumschnitt ist auch die Wundpflege ein Teil des Pflanzenschutzes. Unversorgte Wunden unterliegen der Gefahr einer Infektion durch Parasiten, die den Holzkörper angreifen, ihn schwächen und nachhaltig zerstören können.
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Letzte Aktualisierung: 2024-11-21, Bilder von amazon.de